In meinem letzten Text habe ich über das Leben in einem großen Zirkus berichtet, dass man da einfach mal ins Zirkusleben reinschnuppern und sich aussuchen kann, wie lange man dort bleibt. Aber es gibt natürlich auch das Gegenteil. In einem Familienzirkus ist dies anderes. Du musst von Anfang an mit anpacken. So früh wie möglich bekommst du deine eigene Nummer und du hast eigentlich gar keine andere Wahl, als später im Zirkus zu bleiben, denn einerseits ist deine Familie auf deine Unterstützung angewiesen, da das Leben im Zirkus hart ist, andererseits hat man meistens als Zirkuskind auch keinen guten Schulabschluss und man ist gar nichts anderes mehr gewöhnt, als im Zirkus zu leben. Zirkuskinder können sich gar nicht mehr vorstellen, wie es ist, außerhalb zu leben.
Wenn man im Zirkus geboren wird, beginnt ein anderes Leben
als das anderer Kinder. Du gehst auf Reisen, bist nie lange am gleichen Ort,
kannst tolle Kunststücke vorführen und lernst viele verschiedene Leute kennen.
Als Erstes klingt das ja ganz gut, aber das Leben hat auch viele Schattenseiten.
Freunde zu finden außerhalb des Zirkusses ist schwer, da man ja immer unterwegs
ist. Auch eine ordentliche Schule kann man nur in den Wintermonaten besuchen. Einen
Abschluss zu bekommen ist daher sehr schwierig. Du musst jeden Tag hart
trainieren, damit deine Nummer perfekt wird, was auch nochmal sehr viel Druck
für die Kinder ist.
Doch wie denken die Kinder über ihr Leben? Würden sie gerne
ein anderes führen, was vermissen sie und was finden sie besonders gut in ihrem
Leben?
Doch die Kinder kennen kein „normales“ Leben. Man bekommt
den Eindruck, dass diese Kinder wirklich für dieses Talent leben, was von klein
auf gefördert wird, und auch sehr stolz darauf sind. Es macht ihnen Spaß, aufzutreten,
zu zeigen, was sie können, und die Anerkennung zu bekommen. Es ist auch das
Adrenalin, das die Kinder darin bestärkt, immer weiter zu trainieren und immer
mehr gefährliche und anstrengende Übungen vorzuführen.
Die Familie ist sehr wichtig, man trainiert, um diese zu
versorgen, damit sie einigermaßen gut leben kann und auf keinen Fall krank
wird, denn das wäre in so einem kleinen Zirkus die Katastrophe. Die Kinder
lösen irgendwann die Eltern ab, wenn diese zu alt werden für die Manege oder
auch einen Unfall haben. Deshalb ist es sehr wichtig für die Zirkusleute, Kinder
zu haben, denn nur die sichern den Erhalt des Zirkusses. Natürlich ist dieser Job nicht ungefährlich
und das wissen auch die Statisten. Die
Familie hat immer Respekt vor einem Auftritt, da man weiß, dass immer etwas
passieren kann. Aber sie sind der Meinung, dass eine andere Arbeit nicht in Frage
kommen würde, da Zirkus nicht nur Arbeit, sondern Lebensstil ist.
Die Zirkuskinder haben einen geregelten Ablauf, der sich bei
vielen Zirkussen ähnelt. Morgens steht
man auf und dann wird erstmal mit der ganzen Familie gefrühstückt. Dazu kommt
jeder aus seinem Wohnwagen zusammen, meistens haben die Kinder einen eigenen
Wohnwagen oder teilen sich einen mit den Geschwistern, da es mit den Eltern in
einem Wohnwagen zu eng wird. Dann werden die Tiere gefüttert und anschließend
fängt für die Kinder die Schulzeit an. Danach wird trainiert, trainiert,
trainiert, andere Arbeiten, die anfallen, werden gemacht, man hat etwas Freizeit
und dann gibt es schon Abendbrot. Danach hat jeder noch mal Freizeit, bis es Zeit
ist, ins Bett zu gehen.
Doch das ist das Leben, was die Kinder kennen und leben,
eigentlich auch gerne leben. Viele von ihnen denken nicht über die Nachteile
dieses Lebens nach, sondern viel mehr über die Vorteile. Natürlich ist das
Leben in jedem Zirkus auch nicht gleich, in großen Zirkussen hat man richtige
Schulklassen und auch andere Kinder als in einem Familienzirkus, dort sind es
meistens nur die Geschwister. So ist es in jedem Zirkus anderes und ich denke
je größer der Zirkus desto besser für die Kinder, aber ich bezweifle, dass, wenn
die Kinder „unser“ Leben kennen würden, sich alle für den Zirkus entscheiden
würden.
-J
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