Mittwoch, 12. Juli 2017

Tägliche OPs eines Chirurgen


 



Fast jeder Chirurg führt am Tag OPs durch - aber wie viele eigentlich? Und wie lange dauert eine durchschnittliche OP?


Während meiner Handballspiele ist meine Kniescheibe zweimal innerhalb von einem Jahr rausgesprungen (Patellaluxation), dann habe ich von einem Arzt zu hören bekommen, dass ich nie wieder Handball spielen darf. Da ich das nicht glauben konnte, habe ich mir in der Mare Klinik eine zweite Meinung eingeholt. Der Arzt dort führt fast jeden Tag Knie-OPs durch, deshalb hatte er Ahnung. Ich bin hingegangen und tatsächlich… Dr. med. Frank Pries sagte, ich darf wieder Handball spielen, wenn ich mich einer OP unterziehe. Da Handball mein Leben ist, habe ich natürlich sofort zugestimmt. Er erzählte mir auch, was ich genau habe: Die „Fläche“, in der meine Kniescheibe eigentlich liegen sollte, ist nicht zu einem Halbkreis geformt, sondern eine glatte Oberfläche. Deswegen neigt die Kniescheibe dazu, schneller rauszuspringen. Während der OP haben die Ärzte meine Bänder rund um die Kniescheibe gerafft, um sie zu fixieren. Nach meiner OP habe ich mich durch die ganzen Schlafmittel sehr schlapp gefühlt und wollte einfach nur noch weiterschlafen. Mein Knie tat weh, aber die Ärzte meinten, solange ich das Bein hochlege, kann es nicht wehtun. So war es dann auch. Als ich am Mittag nach meiner OP aufs Zimmer kam, wurde ich sofort gefragt, ob ich etwas essen wolle. Es gab dann eine Suppe, nachmittags und abends gab es ebenfalls Essen. Am nächsten Morgen gab es vor der Visite noch eine Untersuchung, in der die Schläuche aus meinem Knie entfernt wurden und ich noch eine Thrombosespritze bekam. Nach dem Frühstück durfte ich nach Hause. Dort musste ich dann für den Rest des Tages im Bett liegen bleiben, da ich vom Arzt für den Rest des Tages Bettruhe verordnet bekommen habe. Am nächsten Tag hatte ich dann auch schon Krankengymnastik. Es ist sehr schwer, bereits zwei Tage nach der OP das Knie wieder zu beugen, aber nach einer gewissen Zeit tat es auch nicht mehr weh, und ich durfte das Knie dann bis zu 30° beugen. In den folgenden Tagen habe ich einen Termin bei meinem Hausarzt gehabt, der dann den Verband und die Pflaster gewechselt hat. Nach 10 Tagen, also am 27.10.2016, wurden dann die Fäden in meinem Knie gezogen.


„Laut einer aktuellen Umfrage der Mitglieder des Marburger Bundes arbeiten etwa drei Viertel der befragten Ärzte durchschnittlich mehr als 48 Stunden pro Woche. Ca. 47% gaben an, einschließlich Überstunden und Bereitschaftsdiensten wöchentlich im Durchschnitt zwischen 49 und 59 Stunden zu arbeiten, während ein Viertel der Ärzte angaben, pro Woche 60 bis 79 Stunden im Dienst zu sein. Drei Prozent arbeiten laut eigenen Angaben sogar mehr als 80 Stunden pro Woche. Bei dieser Online-Umfrage wurden über 3.000 Krankenhausärzte jeden Ausbildungsstands an Kliniken jedweder Trägerschaft befragt.“ (https://www.thieme.de/viamedici/arzt-im-beruf-weiterbildungs-coach-allgemeine-infos-1570/a/arbeitsrecht-und-ueberstunden-im-arztberuf-23861.htm)


Eine durchschnittliche OP dauert mindestens 30 Minuten (Weisheitszähne) und die maximale Dauer kann man heutzutage nicht mehr benennen, da es je nach OP-Art (Knie, Arm, Brust, Oberkörper, Unterkörper,…) anders ist. Einige OPs dauern vier, andere sieben und noch andere zwölf Stunden oder mehr! Die längste OP der Menschheit war im Jahre 2001 und dauerte 97 Stunden, meiner Meinung nach dürfen Ärzte so lange gar nicht operieren, da die Konzentration schon nach knapp 24 Stunden nicht mehr vorhanden ist. Wie viele OPs ein Chirurg am Tag durchführt, ist dementsprechend nicht zu sagen. Als erstes kommt man in die Anästhesie (da wird die Narkose durchgeführt). Danach wird man in den OP-Saal gefahren. Da man während der OP durch die Narkose nicht richtig atmen kann, setzen die Ärzte einen Schlauch durch den Mund in die Luftröhre, um den Patienten während der OP dauerhaft mit genügend Sauerstoff zu versorgen. Dann wird die OP begonnen, und die Ärzte haben die ganze Zeit ein Auge auf den Patienten. Normalerweise können keine Komplikationen auftreten, jedoch kann es immer mal sein, dass durch falsche Angaben die falsche Narkose durchgeführt wird. Das kann dann darauf hinauslaufen, dass der Patient während der OP aufwacht. Durch genügend Narkosemittel im OP Saal kann dieser jedoch wieder betäubt werden. Das ist durch die im Unterarm gelegte Kanüle eine Sache von maximal einer Minute. Im OP sind mindestens vier Ärzte vor Ort. Jeder Arzt hat eine andere Aufgabe im OP, die er während der gesamten Operation weiterzuführen hat. Die Arzthelferinnen haben die ganze Zeit ein Auge auf Patienten und Arzt. Ein Arzt operiert und der andere assistiert dem operierenden Arzt. Die Anästhesieärzte haben immer ein Auge auf den Zustand des Patienten, um im Notfall die richtige Dosis Narkosemittel und Medikamente zur Hand zu haben, die er dann dem Patienten verabreichen kann. Bei einigen Patienten kann es sein, dass sie nach der Operation Nachwirkungen wie Thrombose bekommen können. Um dem Risiko vorzubeugen, muss man jeden Tag um dieselbe Uhrzeit eine Thrombosespritze nehmen (z.B. Clexane, Levonox,…). Im schlimmsten Fall kann eine Thrombose zu einer Lungenembolie (Gefäßverschluss in der Lunge) führen. Bei dieser werden ein oder mehrere Gefäße durch Blutgerinnsel verstopft. Der Blutstrom zur Lunge ist dadurch vermindert, sie kann weniger Blut mit Sauerstoff anreichern. Die Betroffenen leiden häufig unter plötzlicher Luftnot und Brustschmerzen. Die Therapie einer schweren Lungenembolie sollte stets im Krankenhaus erfolgen. 

-D.W.


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