Mittwoch, 12. Juli 2017

Schönheitswahn

Botox, Lifting, Implantate, Fettabsaugen, Straffen zum „Aufhübschen“-in letzter Zeit hört man immer mehr von zahlreichen Veränderungen am Körper in den Nachrichten. Und das alles nur für die äußere Schönheit. Die größte Anzahl von Menschen, die sich unter das Messer legen, sind Promis und die jüngere Generation unter uns. Doch ist ihnen wirklich bewusst, was so mit ihren Körpern passiert? Und wie sieht es da aus mit der Selbstakzeptanz?
Einerseits kann man die Menschen verstehen, die Probleme mit ihrem Aussehen und dadurch auch mit ihrer Psyche haben. Andere mögen sich nicht mal selbst im Spiegel sehen. Die sogenannte „ästhetische Chirurgie“ nutzen problembelastete Menschen aus, um kleinere Mängel zu korrigieren. Mobbing wegen des Aussehens gibt es auch nicht allzu selten. Leute, die sich unwohl fühlen, schließen seelische Wunden und suchen einen neuen Anfang. Der Weg in die Gesellschaft kann erleichtert werden. Risiken sind aus der Sicht der Befürworter auch minimal, da eine Schönheitsoperation heutzutage ein Routineeingriff ist. Das Selbstwertgefühl kann steigen und die Preise sind gefallen, besonders im Ausland, z. B. in der Türkei oder in Polen. Nach Krankheiten wie Brustkrebs kann auf diesem Wege der Normalzustand wieder hergestellt werden.


Aber dennoch sehe ich darin mehr einen Fluch in der Gesellschaft. Hat einer damit angefangen, hört es nicht mehr auf. Es verändert das wahre Aussehen der Menschen und lässt alle Menschen gleich aussehen. Dadurch verlieren sie ihre wahre Einzigartigkeit und Identität. Natürliche Schönheit liegt nur an Wasser, Yoga und guten Genen. Durch Yoga und Entspannung wirkt die innere Ruhe nämlich auch auf das Äußere, Wasser soll einen immer jung und frisch erhalten und man vererbt auch das Aussehen auf die Kinder. Prominente wollen häufig den Alterungsprozess aufhalten, um sich schöner zu fühlen. Außerdem legen „die Schönen und Reichen“ einen hohen Wert darauf, möglichst jung, straff und vital auszusehen. Sie verschweigen es teilweise sogar auch noch. Wenn sie schon was machen lassen, sollten sie dazu stehen und es nicht als Peinlichkeit ansehen. Doch sollten wir Menschen etwa nicht mit uns und unserem Aussehen zufrieden sein und es so akzeptieren wie es ist? Die Berühmtheiten geben den Zuschauern ein falsches Bild natürlicher Schönheit. Immer mehr Menschen fangen an Schönheits-OPs durchzuführen, besonders in China und Japan.
Operationen ohne große Überlegungen. Das wird langsam zu einem Gesellschaftsproblem. Es gibt viele Risiken, Komplikationen und Fehler und im schlimmsten Falle kostet es einen auch das Leben. Es ist so ungesund, unnötig und bringt enorme Kosten mit sich. Genauer betrachtet ist es eine Geldverschwendung. Durch die OPs kann man sich leicht verschulden, während eine ganze Industrie Geld verdient. Davon abgesehen ist es eine Verunstaltung des Körpers.
Jeder Eingriff bringt erhebliche Anstrengungen für Körper und Geist mit sich. Einige OPs führen erst recht zu Missbildungen oder eingeschränkter Funktionalität der Gliedmaßen und Organe. Immerhin stellt die Gesundheit das höhere Gut dar. Es ist Millimeterarbeit, die immer schiefgehen kann. Besonders jüngere Menschen legen sich ohne größere Überlegungen unter das Messer. Das hat Konsequenzen: Sie können eine Suchtgefahr mitbringen, Botox kann verrutschen und die Vergrößerung der Brust beeinträchtigt die Zufuhr der Muttermilch bei schwangeren Frauen.
Doch warum kommen so viele Menschen dazu, etwas an ihrem Aussehen verändern zu wollen?
Schönheitsideale: Heutzutage sind bestimmte Vorstellungen, wie man auszusehen hat, wichtiger als jemals zuvor. Doch ist es nicht jedem selbst überlassen, wie er durch das Leben geht? Ist es nicht jedem selbst überlassen, was ihm an sich gefällt und was nicht? Haben andere überhaupt das Recht, sich in das Aussehen anderer einzumischen? Die Vorstellungen der Gesellschaft sind im Wandel: der Magertrend „Thigh Gap“, eine Lücke zwischen den Oberschenkeln, wenn die Füße gerade nebeneinander stehen, weibliche Kurven oder ein tiefes Dekolleté sind äußerst beliebt. So und nicht anders sollte man heutzutage aussehen.
Ich verstehe nicht, wieso man dünn schöner aussieht als Menschen ,die etwas mehr Speck auf der Hüfte haben. Also gibt es keinen Sinn darin so lange zu hungern, bis man seine Traumfigur erreicht hat. Denn viel zu oft bezweifeln wir etwas, was wir nicht haben und bräuchten, obwohl wir doch schon so viel haben und dies mehr schätzen sollten. Jeder ist auf seine Art und Weise schön - und vor allem wie wird Schönheit überhaupt definiert? Schönheit ist eine Wertvorstellung, eine Sicht der Gesellschaft, das Gegenteil von Hässlichkeit. Hässlichkeit hingegen ist ein abwertender Begriff: Das muss einem erstmal klarwerden. Es ist eine Abweichung von bestimmten Normen dieser Gesellschaft, unschön, eklig, abartig, wie auch immer. So darf man doch nicht urteilen, vor allem nicht über Menschen. Wer hat denn das Recht, anderen die Freude am Leben zu nehmen und sie runterzumachen? Dieses Wort „schön“ ist nicht so schön, wie es eigentlich klingt – denn ist etwas oder jemand nicht schön, ist es oder die Person von der Gesellschaft unerwünscht, denn schließlich soll man sich ja an die Normen halten, die für Schönheit stehen. Das wirkt einfach nur unmenschlich, kann zu Mobbing und Ausschließen fühlen, was wiederum immer wieder mal zu diesen Schönheitsoperationen führt. Andererseits sind diese OPs auch nicht ganz ungefährlich. Darin zu sehen ist Unmenschlichkeit in der Gesellschaft: Aus diesem Schönheitswahn suchen die Menschen, die wohl nicht den Forderungen entsprechen, einen Ausweg. Diese Behandlungen bieten sich an. Was immer wieder vergessen wird: Jeder Mensch ist auf seine Art und Weise schön, eher sollte am Selbstwertgefühl gearbeitet werden, bevor man zum Messer greift.
Der „Thigh Gap“ ist sehr ungesund und durch diese Lebenseinstellung muss man riskieren magersüchtig zu werden. Und Gesundheit geht vor! Und weibliche Kurven sind ja natürlich schön, aber sich extra wieder etwas daran machen zu lassen, das ist zu viel des Guten. Die Augen sollen durch den horizontalen Abstand nicht alle gleich aussehen. Und heutzutage wird nicht daran gedacht, wie wir die Einzigartigkeit jedes Menschen schätzen sollten. Jeder ist anders, jeder hat etwas Besonderes, was jemand anderes nicht hat, jeder hat etwas, worauf er an sich stolz sein kann, jeder hat etwas, was er an sich mögen, lieben und auch akzeptieren sollte. Warum sollte man sich dann verändern? Das macht die Gesellschaft öde und eintönig. Das ist eine andere Sichtweise, die ich den Menschen, die vorhaben etwas an sich und ihrem einzigartigen Körper, den so kein anderer hat, machen zu lassen, mit auf den Weg geben möchte.
Genauso ist es mit den Trends, das was „in“ ist, das was in der Mode ist, einige Sachen sind vielleicht schon „out“. Es muss ein Auge darauf geworfen werden, was von Amerika hierher nach Deutschland gewandert ist (damit sind die Trends gemeint, die meist aus Amerika stammen, die Modetrends, die dort entwickelt werden), was man nicht mehr haben sollte, da es der Gesellschaft nicht mehr gefällt und womit man am besten ankommt. Doch bloß nicht allen neu entwickelten Ideen, ohne einen Gedanken darauf verwendet zu haben, hinterherrennen! Denn ist es nicht hier viel wichtiger, was einem selbst gefällt, womit/worin man sich besser fühlt, was man selber über etwas denkt? Die eigene Meinung zählt hier und nicht das, was im Mainstream hoch und runter läuft! Wenn ich morgen eben meine neongelbe Schlaghose tragen möchte, dann mach ich das auch, auch wenn ich weiß, dass der nächste Fashiondesigner oder einfach die Leute auf der Straße mich auslachen oder mich anstarren könnten. Denn Hauptsache ist, dass mir die Hose gefällt. Und wenn ich die hautenge Jeans, die besonders bei der jüngeren Generation beliebt ist, nicht tragen möchte, dann tu ich das auch nicht. Warum sollte ich so etwas gegen meinen Willen tun? Man widerspricht sich selbst, seiner eigenen Meinung in dieser Situation. Wo bleibt unser Verstand? Und wenn uns ein Trend mal hin und wieder doch gefällt, kann man ja mal „mitmachen“, aber seiner Meinung sollte man da immer treu bleiben!
Das Schlimmste ist aber für mich Mobbing, das dadurch häufig auch entstehen kann. Was hat die Außenwelt denn für ein Recht, die eigene Persönlichkeit, die eigene Meinung, den Geschmack und den Körper mit eingeschlossen, zu verletzen? Also bin ich viel cooler, wenn ich dann doch die supertolle hautenge Jeans trage, weil sie gerade „in“ ist? Oder wenn ich mal so richtig „abspecke“, um den „Thigh Gap“ zu bekommen, da ich dann schöner bin? Mein Gott, mit oder ohne Lücke zwischen den Beinen: Es bleibt derselbe Mensch! Und auch wenn ein Mensch „anders“ ist... na und? Er ist nun mal so, wie er ist, weil er sich nicht verstellt? Oder weil er einen anderen Geschmack hat, weil er eine andere Vergangenheit, egal ob besser oder schlechter (worüber man auch nicht urteilen sollte), hatte, weil seine Lebensgeschichte anders ist als deine? Deswegen ist er komisch, vielleicht auch eklig, doof, blöd (was auch immer man für respektlose Worte für einen Menschen hat). Es können nicht alle gleich sein. Da sollten wir Menschen mehr Respekt und Akzeptanz mitnehmen auf unseren Lebensweg. Diese Vielfältigkeit macht das Leben doch gerade aufregend: anders erleben, andere Menschen kennenlernen, andere Ziele verfolgen. Das Anderssein. Aus dem alltäglichen Kreislauf herauskommen, um Neues kennenzulernen. Das komplette Leben verändert sich, jeder Tag verändert sich, wir sind die Veränderung. Warum sollten wir dann sein wie jeder andere auch? Also können wir stolz sein, dass wir anders sind. Der Umgang damit ist hier vor allem aussagekräftig. Die Sicht der Dinge ist hier wichtig, so wie wir etwas sehen. Und sieht man die Veränderung, die Einzigartigkeit als etwas Gutes, strahlt man das Positive aus. Ist man selbst von sich überzeugt, können andere das auch sein.
Denn das Leben sollte man positiv sehen, nicht auf das Schlechte sehen, das Negative. Dafür ist es zu kurz und zu schade. Wir denken viel zu oft an das, was uns fehlt, als an das, was wir haben. Und hier stellt sich jeder selbst die Frage: Was brauche ich? Oder was habe ich eigentlich schon erreicht? Auch die Schönheits-OPs und der Mainstream werden dann an Wert verlieren, hoffentlich.

-M.P.

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