Der Zirkus ist
nicht nur Familienbetrieb, sondern es gibt viele große Zirkusse, die aus 100
bis 200 Leuten bestehen. Logisch, dass es da auch jede Menge Arbeitsstellen
gibt. Eigentlich jeder hat die Möglichkeit, den Zirkus über Jahre hinweg zu
begleiten, aber auch nur über eine Saison hinweg oder auch nur eine Tour.
Eine Bloggerin
hat darüber geschrieben und ihre Erfahrungen im Zirkus mit anderen Menschen
geteilt.
Sie war auf der
Suche nach einem Job und bekam die Idee, sich bei einem großen Zirkus
vorzustellen, um diese Erfahrung einfach mal mitzunehmen. Sie stellte sich vor
und wurde auch angenommen. Allerdings kam sie in einen anderen Bereich, aber
sie meinte, damit muss man leben können im Zirkus und im Endeffekt war sie ganz
froh. Denn das Leben dort war doch sehr anstrengend und sie hatte den definitiv
einfacheren Job bekommen.
Als sie die
ersten Tage im Zirkus war, berichtete sie, dass sie sich erst mal an die ganzen
Sachen gewöhnen musste. Man musste die Toilettengänge strategisch planen, da
die Toilette zu weit weg war, man bekam die ganzen Gespräche der Menschen mit,
die in den anderen Abteilen in ihrem Wohnwagen wohnten, oder man dachte, man
wird seekrank, wenn sich die anderen in ihren Betten umdrehten, da man einfach
jede Bewegung bemerkte.
Aber sie
erzählte auch die guten Seiten: Dadurch, dass es ein fahrendes Dorf war, lernte
man schnell viele Menschen kennen, auch welche mit verschiedenen
Nationalitäten. Sie ergänzte, dass es auch gut gewesen sei, dass die Menschen
in ihrem Nachbarabteil aus Finnland kamen, denn sonst hätte sie ihre Meinung zu
den Skype-Gesprächen beitragen können. Was auch eine tolle Erfahrung war, dass
man einfach viele verschiedene Städte sehen konnte und dafür auch noch bezahlt
wurde. Außerdem hat nicht jeder die Möglichkeit, auf besonderen Plätzen zu
übernachten, wie z.B. dem Wiener Rathausplatz mit Aussicht auf das beleuchtete
Rathaus.
Sie meinte,
dass sie vor ihrem ersten Arbeitstag davor gewarnt wurde, dass die Heizung im
Kassenhäuschen an den Füßen sei, und das merkte sich auch. Sie hatte
subtropische Temperaturen an den Füßen und an der Nase wuchsen Eiszapfen. Sie
erzählte aber auch, dass es andere viel, viel schwerer hatten, die richtig
anstrengende körperliche Arbeit machen mussten und dann nicht mal viel frei
hatten, da sie das Zelt mit auf- und abbauen mussten, zum Beispiel die
Requisiteure. Sie hatte an den Tagen frei, an denen das Zelt aufgebaut wurde.
Corinna stellte fest, dass ihre Arbeit, den Leuten zu sagen, wie teuer Karten
waren, was das günstigste Angebot war, welche Karten ausverkauft waren, mit ein
paar Touristen ein Selfie zu machen und immer zu lächeln, doch definitiv die
einfacheren Aufgaben waren.
Corinna
beschrieb einen Tagesablauf, wobei sie drauf aufmerksam machte, dass kein Tag
wie der andere gewesen war. Sie erzählte, dass sie morgens um acht aufstand und
sich fertig machte, wobei man beim Duschen die anderen immer vorwarnen musste,
da dann der Strahl bei den anderen kleiner wurde und das Wasser kälter. Um kurz
vor zehn begann dann ihre Arbeit. Dann saß sie bis ca. um zwölf in der Kasse,
bis sie dann zum Mittagessen ging. Jeder musste sein eigenes Besteck mitnehmen,
welches sie vorher schon eingepackt hatte, da man ja nicht zu viel laufen will J. Die
Essensausgabe sah aus wie in einem Gefängnis. Man gab seinen Teller in ein
Fenster rein und bekam ihn voll zurück. Sie genoss dann die halbe Stunde, die
sie frei hatte und redete mit den anderen Artisten. Nach der halben Stunde
rannte sie dann schnell zu ihrem Wagen und auf dem Weg zur Kasse nochmal zur
Toilette, da das auf dem Weg und auch von der Kasse sehr weit weg lag. (Wie
gesagt, strategische Toilettenplanerin J) Dort löste sie dann die anderen ab,
damit die mal Pause machen konnten. Um 15 Uhr hatte sie dann nochmal eine halbe
Stunde Pause und ging kurz zu ihrem Wagen (auf dem Weg dahin natürlich noch mal
an der Toilette vorbei J). Um 17:30 hatte sie dann noch eine Pause und ging dann
natürlich auf den Weg in ihr Abteil wieder aufs Klo. Sie ruhte sich dann meist
kurz aus und ging dann zum Abendbrot. Um 18:30 brachen die letzten zwei Stunden
ihrer Schicht an. Um spätestens 21 Uhr war sie meist in ihrem Abteil und dann
noch etwas für sich (naja jedenfalls fast, außer dass die Nachbarn alles hören
konnten). Bevor sie schlafen ging, ging sie dann nochmal aufs Klo, diesmal lag
es zwar nicht auf dem Weg, aber in der Nacht wäre es doch auch sehr ungünstig
gewesen.
Ihr
Fazit aus dieser Erfahrung:
Sachen, die störend sind: Man hat dort auf jeden Fall keine
Privatsphäre, man lebt praktisch auf dem Arbeitsplatz, man hat nicht viel
Platz, die Toilettensituation ist problematisch und man lebt fast wie in einer
Soap. Man bekommt einfach alles aus dem Leben der anderen mit und man hat das
Gefühl, dass es teilweise eigentlich Probleme sind, die es nur im Fernsehen
gibt.
Gute Sachen: Man lernt viele nette Leute kennen,
alle sind sehr hilfsbereit, man fühlt sich nie allein und man sieht einfach
einen Teil der Welt (wird dafür sogar bezahlt) und hat auch noch auf
besonderen Plätzen gearbeitet und es war eine tolle Erfahrung.
Corinna kommt
zu dem Schluss: „Trotzdem muss ich sagen, dass ich wohl zu sehr Einzelgänger
bin, als dass ich diesen Lebensstil führen
könnte, denn er ist wirklich anders.“ Sie meinte aber auch: „Ich
habe mit einigen dort darüber gesprochen und die Meinungen waren sehr
unterschiedlich. Von: „Nach dieser Saison ist für mich
Schluss!“ bis hin zu: „Ich weiß nicht, ob ich draußen überhaupt noch
klarkommen würde.“, war so ziemlich alles
dabei.“
Sie ist der
Meinung, dass sie die Zeit missen wird, aber es ihr eigentlich reicht, diese
Erfahrung einmal gemacht zu haben. Doch sie würde niemals nie sagen.
Wenn das Thema
interessiert, bekommt hier noch mehr Informationen: http://aussteigenbitte.de/leben-im-zirkus/
~J
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